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Das Internet, der Stromfresser

Es gehört mit Abstand zu den revolutionärsten Erfindungen der Menschheit: das Internet. Egal ob Tablet, Smartphone oder PC, es fasziniert täglich Millionen Menschen. Worüber kaum einer spricht: Der hohe Energiebedarf. 

Dabei waren 2021 rund 5 Milliarden Menschen online, es werden täglich mehr – und jeder Klick kostet Strom. 

Inhaltsverzeichnis

Die Rechenzentren machen das Internet erst möglich. Auf tausenden Servern liegen Daten, auf die wir zugreifen können. Und das zu jeder Zeit, 24 Stunden am Tag. Wäre das Internet ein Land, hätte es nach Angaben der RTBF den drittgrößten Stromverbrauch, hinter China und den USA. 

Laut dem amerikanischen News-Sender CNBC verbrauchten zum Beispiel 2020 die Datenzentren von Google 15 Terawatt Strom. Damit kann man 2 Millionen Belgier im Jahr versorgen.  

Und der Stromverbrauch hat seinen Preis: Es gibt immer mehr Datenströme und je mehr digitale Geräte genutzt und miteinander vernetzt werden, desto mehr elektrische Energie wird benötigt. Auch wenn Smartphones, Laptops und PCs immer effizienter werden, kann dies den hohen Energieverbrauch nicht drosseln. 

 

Wie setzt sich der Stromverbrauch zusammen? 

Wer beispielsweise eine Google-Suche startet, benötigt an 3 Stellen Energie: 

  • Beim Smartphone, Tablet oder Computer, also beim Endgerät, 
  • dann in den Daten- und Rechenzentren mit ihren Servern und Kühlaggregaten 
  • und bei den Kommunikationsnetzen inklusive Mobilfunkstationen und Internet-Routern. 

Was aber besonders viel Energie benötigt, sind Rechenzentren. Allein die Rechenzentren in Frankfurt ziehen mehr Strom als der internationale Flughafen. „Und was ein Rechenzentrum vor allem braucht, ist Kühlung“, sagt Professor Harald Lesch in seinem Vortrag ”Die digitale Diktatur”. Deshalb drängen große Internet-Firmen mit ihren Rechenzentren nach Skandinavien. 

In Europa hat Facebook 2011 sein erstes Rechenzentrum in Schweden aufgebaut. Seitdem ist einiges passiert und FBs globale Datencenter nehmen inzwischen mehr als 3,7 Millionen Quadratmeter an Fläche ein.  

 

Hauptverursacher Cloud, Streaming und Bitcoin 

Hauptverursacher für immer mehr Datenmengen und höheren Energieverbrauch sind Cloud-Computing und Video-Streaming. 

Bei Cloud-Computing werden Daten nicht mehr wie bisher auf dem Smartphone oder dem Computer gespeichert, sondern auf einem Server irgendwo in Skandinavien, China, Irland oder den USA. Und je mehr Daten auf den Servern gespeichert werden, desto mehr Energie ist nötig. 

Aber auch Video-Streaming benötigt sehr viel Energie: Nach Angaben des SWR (Südwestrundfunk) verbraucht ein HD-Film von drei GB ungefähr 0,6 Kilowattstunden. Der IT-Riese Ericsson schätzt, dass 2022 etwa 70% des mobilen Datenverkehrs von Videos stammte.. Laut Prognose soll dieser Anteil bis 2028 auf 80% steigen. 

Schaut man sich einen einstündigen Film etwa über Netflix oder auch einfach einen HD-Video auf Youtube von besagten 3 Gigabyte über Streaming an, kann man mit derselben Energie zB. 4km Elektroauto fahren. Schaut man sich aber jetzt einen Serienmarathon an, käme man mit dem Strom locker in die nächste Stadt. 

 

Wie sieht die Zukunft aus?

Und der nächste Boom ist bereits im Anmarsch: die Industrie 4.0. Maschinen, die mit Maschinen kommunizieren via Internet…, fast keine Branche mehr ohne Internetanschluss. 

Ein Problem sind zum Beispiel selbstfahrende Autos: Der damalige Intel-Vorsitzender Brian Krzanich schätzte bereits 2016, dass pro Tag bei einem autonom fahrenden Fahrzeug 4.000 Gigabyte an Daten anfallen. Wo sollen diese gespeichert werden, wenn sie denn überhaupt gespeichert werden müssen? 

Der Trend geht zu immer größeren Rechenzentren, so genannten Hyperscale-Rechenzentren in der Größe von mehreren Fußballplätzen. 2022 gab es etwa 800 von ihnen, die meisten in den USA, China und Irland. Laut Prognosen werden es bis Ende 2026 sogar 1.200 sein. (enviaM-Gruppe) 

Viele Internetgrößen wie Google oder Apple setzen auf regenerative Energieformen. Google wirbt schon jetzt damit, mehr Ökostrom einzukaufen als es verbraucht. Sogar Greenpeace bescheinigt dem Unternehmen eine sehr gute Bilanz beim Ökostrom. Auch andere große Konzerne wie Apple oder Facebook setzen auf grünen Strom. 

 

Was kann der Verbraucher dazu beitragen? 

Also jeder Klick, jede Suchanfragen oder hochgeladene Fotos verbrauchen nur ein kleines bisschen Strom… Nichts im Vergleich zum Elektroherd in der Küche. Eine Google-Suche mehr wird man auf der eigenen Stromrechnung kaum bemerken. Doch global betrachtet, sieht das Ganze schon anders aus. Die weltweite Dopplung des Datenverkehrs wird schon nicht mehr in Jahren, sondern Monaten berechnet – so massiv ist das Wachstum.  

Der Verbraucher kann zum Beispiel die Geräte nachts ausschalten, wenn sie nicht verwendet werden. Ein Gerät im Stand-by-Modus frisst (wenn auch weniger) trotzdem Energie! 

Oder so genannte “grüne Suchmaschinen” statt Google verwenden, hier gibt es einen recht aufschlussreichen Artikel, der einige Suchmaschinen miteinander vergleicht. Der Betreiber der Seite (zeit—geist.de) profitiert laut Impressum von gesponserten Links, der Artikel ist trotzdem ziemlich unparteiisch geschrieben.   

Dann kann ich als Verbraucher auch die Bildauflösung meines Bildschirms verringern, das reduziert den Stromverbrauch stark. Mobiles Streamen wenn möglich vermeiden, bei wiederholter Nutzung über lokales Speichern/Downloaden nachdenken – diese Dateien können dann offline genutzt werden, ergo weniger Datenverkehr. 

Wichtig: in Zukunft müssen vor allem wirtschaftliche und politische Lösungen gefunden werden, um diesen Energiehunger zu reduzieren, bzw. in geordnete und sichere Bahnen zu lenken. Mithilfe der 2021 vorgelegten EU-Energieeffizienzrichtlinien hat Deutschland einen vielversprechenden Anfang gemacht: “Ab 2027 sind neue Rechenzentren in Deutschland gesetzlich verpflichtet, klimaneutral zu arbeiten,” so die Tagesschau (19.09.2023).  

 

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