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Wie Black Friday uns zu Impulskäufen drängt

Achim (33, Buchhalter) sitzt abends nach einem anstrengenden Arbeitstag am Laptop. Sein Mailpostfach ist überflutet von Black-Friday-Newslettern: „Bis zu 70 % auf Gaming-Equipment!“. Er fühlt sich erschöpft und braucht einen kleinen emotionalen Aufheller. Er scrollt durch die Angebote – eigentlich wollte er sparen, aber die Kombination aus Stressabbau und „Ich gönn mir jetzt was“ führt dazu, dass er ein neues Headset kauft, obwohl sein altes noch tadellos funktioniert.

Inhaltsverzeichnis

Banner "Deal or no deal?" vor einem virtuellen, technisch anmutenden Hintergrund.

Black Friday – Das globale Einkaufsphänomen

Black Friday, ursprünglich aus den USA, markiert den Tag nach Thanksgiving und gilt als offizieller Start der Weihnachtseinkaufssaison. Schon seit Jahren hat das Event global Fuß gefasst: Millionen Menschen in Europa, Asien und Australien stürzen sich auf Rabatte, die teils 50 oder 70 Prozent betragen. Die wirtschaftlichen Folgen sind enorm: Online-Shops verzeichnen Rekordumsätze, Logistikzentren laufen auf Hochtouren, und selbst kleine Einzelhändler spüren den Druck, Angebote zu lancieren.

Aber es gibt nicht nur wirtschaftliche, sondern auch erhebliche ökologische Folgen. Die hohe Nachfrage führt zu massiver Produktion, oft unter Ausbeutung von Ressourcen, Arbeitern und hohem Energieverbrauch. Zusätzlich verursachen vermehrte Lieferungen, Verpackungsmüll und Retouren einen erheblichen CO₂-Fußabdruck, der weit über den einzelnen Konsum hinausgeht.

 

Countdown, Druck, Kaufrausch

Begrenzte Zeitfenster, runterzählende Timer, „nur noch wenige Stück verfügbar“-Hinweise und exklusive Online-Angebote erzeugen Druck und ein Gefühl der Dringlichkeit. Dadurch wird die rationale Bewertung oft ausgeschaltet – der Klick zum Kaufartikel erfolgt schnell und ohne großes Nachdenken. Das sind ideale Bedingungen, um Impulskäufe zu tätigen.

Impulskäufe lassen sich am besten als spontane, ungeplante Entscheidungen beschreiben. Sie entstehen durch plötzliches Verlangen, oft ohne vorherige Überlegung oder Abwägung. Typische Merkmale: Die kognitive Kontrolle ist reduziert, die Emotionen hoch, und es entsteht ein innerer Drang, das Produkt sofort zu besitzen – unabhängig von den möglichen Konsequenzen. Man kauft nicht, weil man den Kauf rational geplant hat, sondern weil das Verlangen im Moment dominiert.

 

Warum wir so anfällig für Impulskäufe sind

Emotionen

Impulskäufe werden oft von starken Emotionen getrieben – und jede spielt ihre eigene Rolle. FOMO, die „Fear of Missing Out“, ist ein besonders starker Treiber: Die Angst, ein unwiderstehliches Angebot zu verpassen, aktiviert den Drang, sofort zuzugreifen. Online-Banner mit „Nur noch 2 Stück auf Lager!“ oder Countdown-Timer verstärken dieses Gefühl zusätzlich.

Langeweile kann ebenfalls zu spontanen Käufen führen. Wenn wir nichts zu tun haben, sucht das Gehirn nach schnellen Belohnungen – ein Klick auf „In den Warenkorb“ oder ein spontaner Kauf schafft kurzfristige Stimulation und Befriedigung.

Einsamkeit wirkt ähnlich: Einkaufen, wenn wir uns isoliert fühlen. Produkte werden zu kleinen „Belohnungen“, die emotionalen Trost spenden, fast wie ein Mini-Sozialkontakt.

Und dann ist da noch Lust – schlichtes Vergnügen oder Neugier. Neue Produkte wecken Begehrlichkeit, unser Belohnungssystem im Gehirn aktiviert Dopamin, und wir wollen das gute Gefühl sofort erleben.

Kombiniert entstehen starke innere Triebe: Wir kaufen, ohne lange nachzudenken, getrieben von Emotionen, die kurzfristige Belohnung über rationale Überlegung stellen.

 

Externe Faktoren

Doch nicht nur die Gefühle beeinflussen uns, unsere Wahrnehmung spielt ebenfalls eine große Rolle. Ein überladenes Angebot, auffällige Produktplatzierungen, bunte Rabattschilder oder clever gestaltete Webseiten lenken unsere Aufmerksamkeit gezielt. Dazu kommt das „Interessante“: Online fällt es uns oft leichter, impulsiv zu kaufen, weil die Hemmschwelle niedriger ist. Ein Klick genügt, kein Schlangestehen, kein Schleppen von Tüten – der Impuls wird sofort belohnt.

 

Re:Think! Konsum – bewusst konsumieren

Der Mensch ist von Natur aus ein von Impulsen gesteuertes Wesen. Dass jeder Kauf rational und gut durchdacht ist, wird wohl den wenigsten gelingen. Die gute Nachricht: Wir können trotzdem gegensteuern.

  • Einkaufslisten statt Bummel: Die Aufmerksamkeit ist viel stärker auf dem Gesuchten und wir werden weniger schnell abgelenkt.
  • Ausgeruht und satt einkaufen: Hunger oder Müdigkeit verstärken Emotionen und diese wirken sich auch auf unsere Kaufwut aus.
  • Emotionen beobachten: Wenn die Emotionen vor dem Kauf besonders hochkochen, sollten kurz die Alarmglocken klingeln – denn viele Marketingstrategien verstärken diese künstlich.
  • Visuellen Fokus setzen: Ein ruhiger Fokuspunkt, etwa 2–3 Minuten auf einen Punkt an der Wand/Käfer am Boden/Baum am Horizont/etc. starren, kann unsere Aufmerksamkeit fokussieren, sodass wir mit höherer Konzentration an die Sache rangehen.
  • Pause vor der Kasse: Wenn möglich, ein wenig Zeit verstreichen lassen, bevor der Kauf abgeschlossen wird. Das kann einmal drüber schlafen sein oder ein kleiner Spaziergang, oder man macht sich was zu essen, etc. Hauptsache ist, dem „Jetz, jetzt, jetzt!“-Druckgefühl entgegenzuwirken.

Quelle: 

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