VSZ fordert transparente Lebensmittelkennzeichnung!
Die Verbraucherschutzzentrale schlägt Alarm: Die derzeitige Praxis der Lebensmittelkennzeichnung benachteiligt Verbraucher systematisch und verhindert fundierte Kaufentscheidungen. Verpackungsdesigns und unzureichende Pflichtangaben verschleiern wichtige Informationen – mit Billigung der EU-Kommission und im Interesse der Lebensmittelindustrie.
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Bereits seit Inkrafttreten der EU-Lebensmittelinformationsverordnung im Jahr 2011 sind Hersteller verpflichtet, Nährwertangaben und Zutatenlisten auf Verpackungen anzugeben. Doch diese Vorschriften greifen zu kurz: Die Angaben sind häufig nur schwer lesbar – in Schriftgrößen, die sich am kleinen Buchstaben „x“ orientieren – und verlangen von Verbraucherinnen und Verbrauchern oft ein hohes Maß an Aufwand, das im Alltag kaum umsetzbar ist.
„Es ist nicht realistisch zu erwarten, dass Verbraucherinnen und Verbraucher mit Lupe und Taschenrechner durch die Supermarktgänge gehen, um sich über Energiegehalt, Zucker oder Fettanteil zu informieren“, kritisiert Bernd Lorch, Geschäftsführer der VSZ. Stattdessen wird mit irreführenden Verpackungen gearbeitet: Hochglanzbilder und Werbeaussagen suggerieren Qualität oder gesundheitlichen Nutzen, der sich im Kleingedruckten oft nicht wiederfindet. Solche Praktiken sind legal, solange die Pflichtangaben korrekt sind – aber sie sind in höchstem Maße irreführend.
Ein wirksames Instrument, um mehr Transparenz zu schaffen, ist der Nutri-Score – eine leicht verständliche Farbskala, die auf einen Blick über die Nährwertqualität eines Lebensmittels informiert. Von „grün“ (ausgewogen) bis „rot“ (weniger empfehlenswert) liefert der Nutri-Score eine sinnvolle Orientierungshilfe. Manche Hersteller und auch Supermärkte haben diesen Nutriscore schon in die Praxis umgesetzt. Doch die EU-Kommission hat sich jüngst, auf Druck der Industrie, gegen eine verpflichtende Einführung ausgesprochen.
„Hier wurde eine Chance vertan, den Verbraucherschutz auf europäischer Ebene substanziell zu stärken“, so Bernd Lorch. „Der Verzicht auf eine verpflichtende Ampelkennzeichnung ist ein Rückschritt und Ausdruck politischer Einflussnahme zulasten der Verbraucher.“
Die Verbraucherzentrale fordert daher:
Die EU-weite Einführung des Nutri-Scores als verbindliches Kennzeichnungssystem auf allen verpackten Lebensmitteln,
ein Verbot irreführender Verpackungsgestaltungen, die falsche Eindrücke über Produktqualität und Gesundheitswert erwecken.
„Wer Verbrauchersouveränität ernst nimmt, muss für Klarheit und Wahrheit im Supermarktregal sorgen. Alles andere ist eine Täuschung mit Ansage – und ein Angriff auf die Entscheidungsfreiheit der Verbraucherinnen und Verbraucher“, so die abschließende Bewertung der Verbraucherschutzzentrale.