Im Rahmen des Schuldenpräventionskonzeptes der Verbraucherschutzzentrale bieten wir verschiedene Animationen an. Lehrkräfte, Jugendarbeiter, uvw. können sich aus folgenden Modulen eines oder mehrere aussuchen.
4 Workshops stehen zur Verfügung:
Inhaltsverzeichnis
Das Problem
In einer zunehmend konsumorientierten Gesellschaft werden viele Menschen mit finanziellen Herausforderungen konfrontiert, oft verursacht durch niedrige Löhne, unzureichende soziale Absicherung und unvorhersehbare Lebenskrisen wie Arbeitslosigkeit oder Krankheit. Für viele enden diese Herausforderungen in einem Schuldenberg, den sie alleine nicht abbauen können.
Besonders betroffen von Überschuldung sind Menschen mit niedrigem Einkommen, wie Alleinerziehende, die oft unsicheren Lebensumständen ausgesetzt sind. Kredite, steigende Energiekosten und komplexe bürokratische Anforderungen erschweren ihre Lage zusätzlich. Auch Menschen mit geringer Schulbildung oder Migrationshintergrund stehen vor großen Herausforderungen. In der Wallonischen Region sind 1,47 % der Bevölkerung als überschuldete Kreditnehmer registriert. Trotz der steigenden Anzahl an Ratsuchenden stellen wir fest, dass viele erst Hilfe in Anspruch nehmen, wenn ihre finanzielle Lage bereits kritisch ist. Es ist für uns von größter Bedeutung, die strukturellen Ursachen der Überschuldung sichtbar zu machen und gemeinsam mit politischen Entscheidungsträgern Lösungen zu finden, um langfristig finanzielle Stabilität für alle zu gewährleisten.
Das wird seine Zeit in Anspruch nehmen. Deshalb entwickelten wir währenddessen ein umfassendes Schuldenpräventionskonzept für die Deutschsprachige Gemeinschaft. Denn was ist besser, als Schulden wieder loszuwerden? Erst gar nicht in diese Lage zu geraten.
Hierbei arbeiten wir eng mit verschiedenen Akteuren zusammen, um nachhaltige Lösungen zu schaffen, die den Alltag der Menschen spürbar verbessern. Unsere Schuldenprävention setzt früh an, vor allem in Schulen, um jungen Menschen den bewussten Umgang mit Geld zu vermitteln, Kreditfallen zu erkennen und Werbestrategien zu durchschauen. Ein zentraler Aspekt unserer Arbeit wird es sein, die Tabuisierung von Geldproblemen zu überwinden, damit Betroffene frühzeitig Unterstützung suchen können.
Ziele der Schuldenprävention
Die Schuldenprävention zielt darauf ab, Menschen frühzeitig für einen bewussten Umgang mit Geld zu sensibilisieren und sie dabei zu unterstützen, Risiken der Verschuldung zu erkennen und zu vermeiden. Die Verbraucherschutzzentrale setzt dabei langfristig auf folgende Schwerpunkte:
LEBENSWELTORIENTIERTE SCHULDENPRÄVENTION
Im Vordergrund steht, die Menschen in ihrem Alltag abzuholen und ihnen praxisnahe Fähigkeiten zu vermitteln, um Überschuldung zu vermeiden. Besonders benachteiligte Gruppen, die häufig von Armut betroffen sind, sollen dabei unterstützt werden, finanzielle Herausforderungen besser zu meistern und ihre Handlungsspielräume zu erweitern.
FRÜHZEITIGE SENSIBILISIERUNG
Junge Menschen sollen durch Workshops und Unterricht frühzeitig an finanzielle Themen herangeführt werden. Sie lernen, Konsumverführungen zu hinterfragen und Überschuldung zu vermeiden, bevor Probleme entstehen.
VERMEIDUNG VON SCHULDENFALLEN
Teilnehmer:innen sollen erkennen, wie Schulden durch Kreditkarten, Ratenkäufe und Lebensstandards, die über den eigenen Möglichkeiten liegen, entstehen. Ziel ist es, sie zu befähigen, finanzielle Entscheidungen kritisch zu prüfen.
FÖRDERUNG FINANZIELLER RESILIENZ
Die Teilnehmer:innen werden darauf vorbereitet, Krisen wie Einkommensverluste oder unvorhergesehene Ausgaben zu bewältigen. Langfristige finanzielle Sicherheit wird durch Vorsorge und sparsame Haushaltsführung gestärkt.
ENTSTIGMATISIERUNG SOZIALER DIENSTE
Es ist wichtig, dass Menschen Unterstützung ohne Scham in Anspruch nehmen können. Indem präventive Beratung frühzeitig als normaler Schritt dargestellt wird, soll die Hemmschwelle gesenkt und rechtzeitige Hilfe erleichtert werden.
KRITISCHES KONSUMVERHALTEN FÖRDERN
Besonders junge Erwachsene werden durch Werbung und soziale Medien stark beeinflusst. Die Präventionsarbeit fördert ein kritisches Bewusstsein und ermutigt dazu, Konsumentscheidungen reflektiert und im Rahmen der eigenen Möglichkeiten zu treffen.
Pädagogische Ansätze
Unsere Präventionsangebote sind so gestaltet, dass sie den Alltag der Teilnehmenden widerspiegeln und das Gelernte leicht anwendbar machen. Statt klassischer Vorträge setzen wir auf interaktive Methoden, die auch Menschen ohne schulische Vorkenntnisse motivieren.
Ein zentrales Element ist die Gruppenarbeit und das Peer-to-Peer-Lernen. Diese Ansätze schaffen Raum für den Austausch von Erfahrungen und ermöglichen es den Teilnehmenden, zusammen Lösungen für finanzielle Herausforderungen zu erarbeiten. Dadurch stärken wir die finanzielle Selbstwirksamkeit, denn sie erkennen, dass sie mit ihren Problemen nicht allein sind.
Besonders wichtig ist uns die Einbindung von Lebensexpert:innen, die selbst Erfahrungen mit Schulden gemacht haben. Sie bereichern unsere Workshops mit ihren persönlichen Einblicken und helfen, Themen lebensnah zu vermitteln. Ihre Perspektiven fließen in die Entwicklung von praxisnahen Materialien ein, die den Teilnehmenden konkrete Strategien für den Alltag aufzeigen.
Rollenspiele und Simulationen ergänzen unser Angebot. Sie lassen die Teilnehmenden finanzielle Szenarien erleben und sensibilisieren für die Folgen von Konsumentscheidungen. So entstehen Lernumgebungen, die nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch langfristig anwendbare Fähigkeiten fördern. Unser Ziel ist es, gemeinsam Wege zu entwickeln, die zu mehr finanzieller Selbstbestimmung führen.
Zielgruppen
Seit Juni 2024 bis März 2025 entwickeln wir die verschiedenen Module des Konzepts und testen sie in einer Pilotphase, die vor allem Erwachsene in schwierigen Lebenssituationen (wie Alleinerziehende oder Geringverdiener) unterstützen möchte. Ab Januar 2025 werden wir mit der Einführung der Module in weiteren sozialen Einrichtungen starten, um breitere Zielgruppen zu erreichen.
Zwischen Juli 2025 und Juni 2027 werden wir die Module auch für Sekundarschüler:innen (1. bis 6. Jahrgang) angepasst haben, da diese sich in dem Alter den ersten eigenen finanziellen Herausforderungen stellen müssen. Von Juli 2027 bis Juni 2028 ist ein Modul für Primarschüler:innen geplant, das auch Eltern in die finanzielle Erziehung einbindet.
Multiplikator:innen wie Lehrkräfte und Jugendarbeiter:innen werden durch Schulungen langfristig in das Programm integriert, um das Wissen nachhaltig weiterzugeben.
Aktuelle Module zur Auswahl
Die vier folgenden Module bilden den Grundstein eines langfristigen Schuldenpräventionsprogramms. Sie sind die ersten Bausteine eines Portfolios, das kontinuierlich erweitert und auf neue Zielgruppen wie Schüler:innen und Eltern ausgedehnt wird. Jedes Modul hat eine Dauer von 2,5 STUNDEN und ist für Gruppen von 6-20 TEILNEHMER:INNEN konzipiert. Bitte kontaktieren Sie Laure Freichels von der Verbraucherschutzzentrale (laure.freichel[at]vsz.be), um weitere Infos einzuholen oder einen Animationstermin zu vereinbaren.
Modul 1: „Budget im Blick: Haushaltsplanung leicht gemacht“
Fokus: Grundlagen der Budgetplanung und Haushaltsführung
Ziel: Die Teilnehmer:innen erlernen die Fähigkeiten, ein realistisches Haushaltsbudget zu erstellen, Einnahmen und Ausgaben zu planen und auf unvorhergesehene Kosten zu reagieren. Sparziele werden ebenfalls thematisiert.
Methodik: In einem Rollenspiel übernehmen die Teilnehmer:innen verschiedene Rollen, um ihr monatliches Budget zu verwalten und unerwartete Ausgaben zu bewältigen.
Zusammenfassung: Das Modul vermittelt auf spielerische Weise, wie ein Budget verantwortungsvoll geplant und Sparziele erreicht werden können.
Modul 2: „Der Schuldenwolf: Kredite und Risiken verstehen“
Fokus: Verständnis für Kredite und Vermeidung von Überschuldung
Ziel: Die Teilnehmer:innen lernen, die Risiken und Kosten verschiedener Kreditarten zu erkennen, um informierte Entscheidungen zu treffen und Schuldenfallen zu vermeiden.
Methodik: Das interaktive Spiel „Schuldenwolf“, das an das klassische „Werwolf“-Spiel angelehnt ist, ermöglicht es den Teilnehmer:innen, die Auswirkungen unkontrollierter Kredite und Schulden auf spielerische Weise zu erleben.
Zusammenfassung: Durch Rollenspiele und Simulationen wird das Bewusstsein für Kredite und Schuldenfallen geschärft, um verantwortungsvolle Kreditentscheidungen zu fördern.
Modul 3: „Schuldenfrei leben!“
Fokus: Umgang mit bestehenden Schulden und Strategien zur Schuldenvermeidung
Ziel: Die Teilnehmer:innen entwickeln Lösungsansätze zum Schuldenabbau und lernen, wie zukünftige Schuldenfallen vermieden werden können.
Methodik: Ein Begriffe-Raten-Spiel vermittelt wichtige Konzepte zum Schuldenmanagement auf spielerische Weise. Die Teilnehmer:innen ziehen Karten mit Begriffen wie „Lohnpfändung“ oder „Inkasso“, die sie beschreiben, während die anderen raten. Ergänzt wird das Spiel durch die Übung „Die Schuldenzeitlinie“, die mithilfe eines Schulden-Zeitstrahls die Eskalationsstufen und Folgen von Schulden veranschaulicht.
Zusammenfassung: Dieses Modul fördert das Verständnis für Schuldenabbau und vermittelt den Teilnehmer:innen konkrete Strategien zur Vermeidung von Schulden.
Modul 4: „Kauf dich glücklich? Werbung, Influencer und Konsum“
Fokus: Bewusstsein für Werbetechniken und Konsumverhalten
Ziel: Die Teilnehmer:innen lernen, wie Werbung und Influencer ihr Kaufverhalten beeinflussen und wie sie bewusste Kaufentscheidungen treffen können.
Methodik: Durch die Analyse von Werbestrategien und kreative Reflexionsübungen setzen sich die Teilnehmer:innen kritisch mit ihren Konsumgewohnheiten auseinander.
Zusammenfassung: Das Modul unterstützt die Teilnehmer:innen dabei, Werbung und Konsumdruck kritisch zu hinterfragen und bewusstere Kaufentscheidungen zu treffen.
Kontakt
Möchten Sie mehr Details zu unserem Schuldenpräventionskonzept erhalten, können Sie hier >>> eine PDF zu dem Projekt herunterladen. Bei Fragen oder Anmeldungen steht Ihnen gerne unsere Animatorin Laure Freichels (laure.freichels[at]vsz.be) zur Verfügung.