Immer mehr Online-Shops bieten “Buy now, pay later” an – einkaufen, sofort genießen und später zahlen. Doch die Verbraucherschutzzentrale mahnt zur Vorsicht: Hinter scheinbar verbraucherfreundlichen Bezahloptionen verstecken sich oft Schuldenrisiken, Mahngebühren und rechtliche Grauzonen.
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Beliebte Zahlungsdienstleister wie Klarna oder PayPal bieten diesen Service an, entweder in Form einer späteren Einmalzahlung oder in Raten.
Für viele klingt das zunächst praktisch: Ich bestelle ein Produkt, schaue es mir in Ruhe an und zahle erst, wenn ich sicher bin, dass ich es behalten möchte. Bei einer Rücksendung habe ich oft noch gar kein Geld ausgegeben. Doch was auf den ersten Blick verbraucherfreundlich wirkt, birgt Risiken.
Wie funktioniert BNPL eigentlich?
BNPL-Anbieter treten als Zwischenhändler auf. Der Zahlungsdienstleister bezahlt den Kaufpreis sofort an den Online-Shop und übernimmt anschließend die Abwicklung der Zahlung mit dem Kunden. Die Schuld wird also nicht beim Händler, sondern beim Zahlungsdienstleister fällig – und genau hier beginnt das Problem.
Viele Verbraucher unterschätzen die Konsequenzen:
- Impulskäufe und Konsumdruck: BNPL erleichtert spontane Entscheidungen. Gerade in Verbindung mit Werbeaktionen oder Rabatten verleitet das Modell zu unnötigen Käufen, die man sich ohne die Zahlungsaufschiebung vielleicht gar nicht leisten würde.
- Verlust der Übersicht: Wer regelmäßig mit BNPL bezahlt, läuft Gefahr, den Überblick über offene Beträge und Rückzahlungsfristen zu verlieren. Die Schulden summieren sich – oft unbemerkt – über mehrere Käufe hinweg.
- Hohe Mahngebühren: Bei Zahlungsverzug werden Mahngebühren fällig. Die Kosten variieren je nach Zahlungsanbieter aber auch nach Land, in dem sich der Webshop befindet. Häufig wird auch frühzeitig ein Inkassounternehmen eingeschaltet.
- Schwierige Kommunikation: Aus unserer Beratungspraxis ist bekannt, dass viele Verbraucher mit undurchsichtigen Zahlungsaufforderungen konfrontiert werden. Oft ist nicht klar, für welchen Kauf eine Mahnung erfolgt, und der Kundenservice ist nur schwer erreichbar.
- Umweltbelastung durch Rücksendungen: Die einfache Rücksendemöglichkeit – ohne vorherige Zahlung – führt häufig dazu, dass Menschen mehr bestellen als nötig. Das Resultat: hohe Retourenquoten, mehr Verpackungsmüll und eine unnötige Umweltbelastung.
BNPL ist ein Kredit – ohne Prüfung
Was viele nicht wissen: Auch „Buy Now, Pay Later“ ist letztlich ein Kredit. Und zwar einer, der bisher nicht denselben gesetzlichen Regeln unterliegt wie klassische Verbraucherkredite. BNPL-Anbieter müssen keine Bonitätsprüfung durchführen, bevor sie den Kredit gewähren. Das bedeutet: Selbst Personen mit unsicherem Einkommen oder bereits bestehenden Schulden können weiter konsumieren – und geraten dadurch in eine gefährliche Lage.
Der Grund dafür liegt in einer rechtlichen Lücke: BNPL-Anbieter entgehen bislang den Verbraucherschutzvorschriften des Wirtschaftsgesetzbuches. Erst eine neue europäische Richtlinie wird ab dem 20. November 2026 dafür sorgen, dass strengere Regeln gelten – unter anderem eine verpflichtende Bonitätsprüfung.
Was Verbraucher tun können
Wenn Sie BNPL-Angebote nutzen (oder überlegen, dies zu tun), sollten Sie unbedingt Folgendes beachten:
- Nutzen Sie BNPL nur in Ausnahmefällen, bevorzugen Sie die direkte Zahlung ohne Aufschub. Stellen Sie sich bei jedem Kauf die Frage: “Würde ich das auch kaufen, wenn ich es jetzt sofort bezahlen müsste?”
- Lesen Sie die allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB): Welche Gebühren oder Zinsen fallen bei Zahlungsverzug an? Gibt es weitere versteckte Kosten?
- Behalten Sie Ihre Finanzen im Blick: Notieren Sie sich Rückzahlungsfristen und summieren Sie die offenen Beträge. Eine kurze „Wartezeit-Regel“ von 24 Stunden vor dem Kauf kann helfen, Impulskäufe zu vermeiden.
- Stellen Sie sich die Frage: Brauche ich das Produkt wirklich – oder nutze ich BNPL nur, weil es bequem erscheint?
Fazit:
„Buy now, pay later“ kann praktisch sein, birgt aber finanzielle Risiken – vor allem bei unüberlegter Nutzung. Wer die AGBs kennt, pünktlich zahlt und nur kauft, was er sich wirklich leisten kann, schützt sich vor Schuldenfallen.


