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Rabatt nur mit Kundenkarte?

Werbung begegnet uns täglich – im Fernsehen, im Internet oder im Supermarkt. Früher erhielten alle Kunden die gleiche Werbung, unabhängig davon, ob sie das Produkt brauchten. Heute setzen viele Unternehmen auf zielgruppengerichtete Angebote. 

Inhaltsverzeichnis

Zielgruppengerichtete Werbung, was ist das?

Beispiel: Lieschen Müller, Vollkornbrotliebhaberin, merkt, dass sie im Supermarkt zunehmend Angebote für Haferflocken erhält, während sie kaum noch Werbung für Produkte erhält, die sie nur selten kauft…

Zielgruppengerichtete Werbung bedeutet, dass Kunden passende Angebote erhalten, die auf ihrem Kaufverhalten basieren. Die Angebote werden dadurch relevanter und nützlicher für den Kunden.

Lieschen erhält jetzt Rabatte für Müsliriegel und Nüsse, weil sie öfter Haferflocken kauft – so entdeckt sie Produkte, die sie sonst vielleicht übersehen hätte.

Die Umsetzung basiert auf gesammelten und analysierten Daten. Kundenkarten, Apps oder Online-Konten zeichnen auf, welche Produkte gekauft werden, wie oft Einkäufe stattfinden und welche Artikel bevorzugt werden. Daraus lassen sich Gruppen bilden – Familien, junge Leute oder Senioren – oder einzelne Kunden gezielt ansprechen.

Zielgruppengerichtete Werbung bietet Vorteile, kann aber auch Risiken bergen. Händler können ihr Werbebudget effizienter nutzen, Kunden sparen Geld durch individuell zugeschnittene Angebote. Gleichzeitig werden viele persönliche Daten gesammelt, und personalisierte Werbung kann Kaufentscheidungen beeinflussen.

Lieschen bemerkt, dass sie häufiger zum Kauf bestimmter Markenprodukte animiert wird, weil sie wiederholt Rabatte dafür erhält – eine subtile Beeinflussung ihres Einkaufsverhaltens.

 

Fallbeispiel Delhaize – SuperPlus

Die SuperPlus-Karte von Delhaize ist ein Beispiel dafür, wie Kundendaten für personalisierte Angebote genutzt werden. Ab September 2025 gibt es bestimmte Promos nur noch für SuperPlus-Kunden – und das beunruhigt Verbraucherschutzorganisationen.

 

3 Profile 

Beim Registrieren der Karte kann man zwischen drei Profilen wählen: Basic, Personal und Unique.

Mit dem Basic-Profil bekommt man die Karte SuperPlus, aber Delhaize analysiert die Käufe nicht. Man kann auch entscheiden, ob man Werbung erhalten möchte oder nicht.

Die anderen Profile bieten individuell vorteilhaftere Angebote – aber es werden dann auch mehr Daten geteilt. Ab dem Personal-Profil erhält man etwa einen Rabatt auf frische Produkte mit Nutri-Score A oder B, wenn man im Vormonat für einen Mindestbetrag eingekauft hat. Die Kundschaft wird also praktisch gezwungen, regelmäßig bei Delhaize einzukaufen – sonst verliert man die Vorteile. Zusätzlich gibt es e-Deals, also digitale Angebote, die man in der App oder auf der Website aktiviert.

Das Unique-Profil ist noch personalisierter, und bietet dementsprechende Angebote.

 

Zur DSGVO

Wenn man eine SuperPlus-Karte nutzt, werden persönliche Daten erfasst. Dazu gehören Name, Adresse, E-Mail-Adresse und Telefonnummer, aber je nach Level der Karte auch Informationen über die Einkäufe und die Nutzung der App. Diese Daten dienen dazu, personalisierte Angebote zu erstellen, also Rabatte und Aktionen, die auf dem eigenen Einkaufsverhalten basieren.

Kapitel 10 der Delhaize-Datenschutzrichtlinie betont vor allem Transparenz zur SuperPlus-Karte: Kunden sollen klar verstehen, welche Daten erfasst werden und wofür. Auch die Weitergabe von Daten an Partnerunternehmen wird dokumentiert, ebenso wie die Dauer der Speicherung und die Bedingungen für die Löschung von Informationen.

Die DSGVO gibt den Kunden klare Rechte: Man kann jederzeit nachfragen, welche Daten gespeichert sind, und diese Daten korrigieren oder löschen lassen. Außerdem kann man der Verarbeitung für Werbezwecke widersprechen. Damit einher kann allerdings eine Einschränkung der Angebote kommen.

 

Herkunft und Nutzung der Daten

Woher nimmt Delhaize die Daten?

  • Direkt vom Kunden: Bei der Registrierung für das SuperPlus-Programm, beim Einkaufen im Geschäft oder bei der Nutzung der App werden personenbezogene Daten wie Name, Adresse, E-Mail-Adresse und Telefonnummer erfasst.
  • Automatisch: Beim Scannen der Kundenkarte oder beim Online-Einkauf werden Transaktionsdaten wie gekaufte Produkte, Einkaufsbeträge und Zeitpunkte der Einkäufe erfasst.
  • Von Partnern: Mit Zustimmung des Kunden können auch Daten von Partnerunternehmen verarbeitet werden, um personalisierte Angebote zu erstellen.

Die gesammelten Daten dienen verschiedenen Zwecken:

  • Personalisierte Angebote: z. B. ein Kunde, der regelmäßig frisches Obst und Gemüse kauft. Der Supermarkt kann ihm über die App oder per E-Mail gezielt Rabatte auf Bio-Apfel- oder Gemüseangebote senden.
  • Kundenkommunikation: Informationen über Produkte, Aktionen oder Änderungen werden an die Kunden weitergegeben.
  • Statistische Auswertungen: Daten werden genutzt, um Trends zu erkennen und das Angebot zu verbessern.
  • Betrugsprävention: Wenn ein ungewöhnlicher Einkauf auffällt, etwa 100 Liter Milch auf einmal oder ein Einkauf in mehreren Filialen gleichzeitig, kann das System Alarm schlagen und prüfen, ob ein Betrugsversuch vorliegt.

 

Datenweitergabe: Kundendaten werden unter bestimmten Bedingungen weitergegeben. Mit Zustimmung des Kunden können Partnerunternehmen sie nutzen, um ebenfalls personalisierte Angebote zu machen. Externe Dienstleister bekommen Daten, wenn sie Delhaize bei der Verarbeitung helfen; und Behörden nur, wenn es gesetzlich vorgeschrieben ist. Mehr Informationen dazu sind im Kapitel 5 der Déclaration vie privée >>> (FR) von Delhaize zu finden.

 

Eine Form der Verbraucherdiskriminierung? Absolut.

Treueprogramme wie die SuperPlus-Karte bieten Vorteile, bergen aber auch Risiken in Bezug auf Ungleichbehandlung. Rabatte und personalisierte Angebote hängen stark vom individuellen Einkaufsverhalten ab. Das bedeutet, dass bestimmte Kunden häufiger profitieren, während andere vergleichbare Produkte kaufen, aber keine Vorteile erhalten.

Besonders deutlich wird dies, wenn Kunden Daten nicht teilen möchten. Delhaize macht klar: Wer sich gegen das SuperPlus-Programm entscheidet, verliert Zugang zu exklusiven Rabatten. Für Kunden, die wenig Erfahrung mit digitalen Tools haben oder keinen Zugang zu Apps besitzen, bedeutet dies, dass Angebote fast unerreichbar bleiben. Wer seine Privatsphäre schützt, muss unter Umständen mehr für die gleichen Produkte bezahlen – vor allem Verbraucher mit begrenztem Budget wird diese Entscheidung sehr schwer treffen.

Insgesamt zeigt sich: Das SuperPlus-Programm vereint praktische Vorteile mit direkt spürbaren Nachteilen. Dabei ist Delhaize nicht alleine mit dieser Art Werbung (zB. Colruyts Xtra-Karte). Die Teilnahme verschafft klare Vorteile, die Nichtteilnahme führt zu finanziellen oder praktischen Nachteilen. Verbraucher müssen daher bewusst abwägen, welche Angebote sie nutzen und welche Daten sie bereit sind zu teilen, um die Balance zwischen Sparpotenzial und Privatsphäre zu wahren.

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