Bei „Pink Tax“ (auf Deutsch „pinke Steuer“) handelt es sich nicht um eine echte Steuer, sondern um die Tatsache, dass Frauen sehr oft für die gleiche Leistung oder das gleiche Produkt mehr bezahlen müssen als Männer. Die VSZ informiert.
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Viele Verbraucherinnen erleben es im Alltag immer wieder. Der Einkauf von Drogerieartikeln oder Damenparfum kommt der weiblichen Kundschaft teurer zu stehen – aber auch der gleichartige Kurzhaarschnitt. Sogar für bestimmte Medikamente bezahlen Frauen mehr als Männer.
Durchschnittspreise im Vergleich:
- Rasierer: Männer bezahlen im Schnitt 1,30 €/ 10 Stück – Frauen jedoch 1,80 €/10 Stück
- Cremen: Männer bezahlen 4,90 €/150 ml Creme – Frauen 6,90 € für die gleiche Menge
- Haarschnitt: Männer bezahlen 14,70 € und Frauen 21,70 €
Für Schmerztabletten gegen Regelschmerzen, war die Buscopan Plus Pink 0,12 Cent teurer als die herkömmliche „grüne“ Buscopan Plus bei gleichem Wirkstoff. Aufgrund der negativen Reaktionen hat der Hersteller schließlich zurückgerudert.
Warum gibt es diese Preisunterschiede?
Nicht nur Rollenklischees und gesellschaftliche Erwartungen beeinflussen, welche Produkte als „typisch männlich“ oder „typische weiblich“ gelten. Auch die Werbung tut das ihre dazu. Schon Produkte für Kinder werden in die pinke oder blaue Schublade gesteckt.
Das rosafarbene Glitzerkleid der Barbie für die Mädchen und den Traktor mit Anhänger für die Jungs. So findet man auch eher Einhörner auf den Schultaschen, Pullovern oder Zahnbürsten der Mädchen und die Dinosaurier eher auf den Helmen usw. der Jungen.
Dadurch werden schon von Kindesbeinen an unterschiedliche Persönlichkeitsmerkmale, Vorlieben und Fähigkeiten mit den verschiedenen Farben und Objekten verknüpft und suggeriert, dass das äußere Erscheinungsbild besonders wichtig ist. Somit ist man auch im Erwachsenenalter möglicherweise eher bereit, etwas mehr Geld in Cremes und Co zu investieren.
Unternehmen profitieren so von einer möglichst frühen Trennung der Geschlechter in zwei Zielgruppen = Gendermarketing. Frauen sind im Schnitt eher bereit, mehr Geld für bestimmte Produkte auszugeben und das machen sich Unternehmen geschickt zunutze.
Die Nachteile von Pink Tax
Frauen müssen für das eine oder andere Produkt mehr bezahlen, obwohl sie im Schnitt weniger als Männer verdienen. Das trägt zur wirtschaftlichen Ungleichheit zwischen den Geschlechtern bei und verstärkt bestehende Ungerechtigkeiten.
Außerdem werden Geschlechterstereotypen durch Pink Tax und Gendermarketing verstärkt. Höhere Preise für Drogerieartikel, Haarschnitt usw. können den Eindruck bestärken, dass Frauen mehr für ihr Aussehen und Pflege ausgeben müssen.
Argumente gegen die Pink-Tax-Problematik
1. Höhere Ansprüche?
Die Preisunterschiede werden häufig mit der Aussage argumentiert, dass Männer und Frauen unterschiedliche Ansprüche an Design und Funktionalität haben.
Gegenargument: Schon früh formt Gendermarketing die Vorlieben und legt so auch fest, welche Produkte für welches Geschlecht vermeintlich „geeigneter“ sind.
2. Aufwendiger?
Der teure Haarschnitt für Frauen wird mit der Aussage gerechtfertigt, dass er aufwändiger sei, weil die Kundinnen mehr Beratung erwarten.
Im Fall der Textilreinigung erfolgt häufig der Einwand, dass Herrenhemden automatisch gebügelt werden können, während Damenblusen von Hand gebügelt werden müssen.
Gegenargument: Nicht das Geschlecht bestimmt die Anforderungen, sondern die einzelne Person bzw. das Kleidungsstück. Angemessen wäre es, den konkreten Aufwand zu bepreisen.
3. Einfach den Preis vergleichen?
Ein anderes Argument ist, dass die Verbraucherinnen einfach die günstigeren Männer-Produkte kaufen könnten, wenn sie nicht bereit seien, mehr zu zahlen.
Gegenargument: Der Handel erschwert oft einen Preisvergleich, indem Produkte für Frauen und Männer in unterschiedlichen Regalen im Geschäft platziert werden, die oft weit auseinanderstehen.
Was Verbraucherinnen gegen Pink Tax tun können
- Beim Einkauf trotz Extraaufwand die Preise vergleichen und die Produkte wählen, die geschlechtsneutral sind oder, wenn sie günstiger angeboten werden, die für Männer gekennzeichnet sind.
- Initiativen, die sich gegen Pink Tax positionieren, unterstützen und Fälle von „pinker Steuer“ bei diesen Initiativen melden.
- Andere Verbraucherinnen auf Pink Tax aufmerksam machen. Viele sind sich nämlich nicht der Tatsache bewusst, dass sie mehr bezahlen.